Arbeitskreis Flüchtlingshilfe

Flucht aus Damaskus

Bericht in den Fleiner Nachrichten am 2.12.2015: Flucht aus Damaskus

 

Der vierzigjährige Herr Kh. wohnt seit drei Monaten mit seiner Frau und zwei Töchtern in Flein. Herr Kh. lebte bis vor kurzem in Damaskus. In jungen Jahren brach er sein Biologiestudium ab um zu arbeiten, da sein Vater starb und er sich um die Familie kümmern musste. Er machte sich als Schuhgroßhändler erfolgreich selbstständig. „Wir wohnten im Zentrum von Damaskus in einem modernen Haus, hatten ein Auto und gingen am Freitag oft mit der ganzen Familie zum Essen ins Restaurant. Die Töchter waren eifrige Schülerinnen. Alles war gut; wir hatten ein schönes Leben“.

Das war vorbei, als der Krieg begann. Das Haus stand in der Kampfzonezwischen den verschiedenen bewaffneten Gruppen, und Familie Kh. musste sich in Sicherheit bringen. Sie lebten bei Familienangehörigen, und Herr Kh. konnte nicht mehr arbeiten. Die Familie lebte vom Ersparten. „Keine Arbeit und ein unsicheres Leben, mit schlechtem Trinkwasser und wenig Essen. Ein Jahr lang habe ich nach einem Weg gesucht, wie wir aus Syrien wegkommen können. Um nicht von einer der Armeen rekrutiert zu werden, bezahlte ich einen illegalen Schlepper, der mich in die Türkei brachte. Die Familie blieb zurück; das war schrecklich“. Später ging es im Schlauchboot über das Meer, mit dem Schiff weiter, dann mit verschiedenen Mitfahrgelegenheiten, die natürlich viel Geld gekostet haben, durch Mazedonien, durch Serbien. Manchmal musste er stundenlang laufen und entkam bedrohlichen Situationen; bis er schließlich, im März 2015, Deutschland erreichte. 24 Tage war Herr Kh. unterwegs gewesen. In Mecklenburg-Vorpommern lebte er in einer Sammelunterkunft. Nach kurzer Zeit bekam er seine Anerkennung als Flüchtling. „Was für ein Glück!“

In einer anderen Gemeinschaftsunterkunft wartete er 4 Monate auf die Familienzusammenführung. Im Juli fuhren seine Frau und seine Kinder von Damaskus nach Beirut in die Deutsche Botschaft, um dort ihr Visum zu bekommen. Darauf warteten sie dort 45 Tage. „Endlich, im September war es soweit und meine Familie kam auf dem Frankfurter Flughafen an“. In Heilbronn wohnt der Schwager von Herrn Kh. Er half ihm bei der Wohnungssuche. In Flein wurde eine Wohnung frei, weil ein Bekannter zum Studium nach Berlin zog. „Auch wenn wir uns wegen des Krieges in Syrien Sorgen machen, sind wir sehr froh hier in Sicherheit zu sein. Wir möchten uns bedanken bei der deutschen Regierung und den freundlichen Menschen, die wir hier kennengelernt haben“.

Und was wünscht sich Familie Kh. für die Zukunft? „Ich möchte gut Deutsch lernen, um bald wieder arbeiten zu können; vielleicht finde ich auch hier eine Arbeit im Handel. Ich möchte ein aktiver Mensch sein“, sagt Herr Kh. Frau Kh. möchte ebenfalls schnell Deutsch lernen und wünscht sich, dass die Töchter wieder so gut in der Schule sind wie damals in Syrien. Sie sagt: „Ich bin gewohnt anderen zu helfen, das möchte ich gern wieder erreichen“. Und beide wünschen sich, dass die deutsche Regierung dazu beiträgt, den Krieg in Syrien bald zu beenden.

K.P.